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Hinsehen lernen, um die Sucht im Alter zu erkennen

Einsamkeit, Krankheit oder Trauer – es gibt viele Gründe, warum der Alkohol zum Wegbegleiter von Senioren wird. Oft wird die Sucht nicht bemerkt. Mit Unterstützung der Rittal Foundation schult die Suchthilfe Wetzlar e.V. Pflegepersonal und Familien, die Sucht zu erkennen.

Der 88-jährige Hermann Müller* ist seit Jahren alkoholabhängig. Der Demenzkranke versteht nicht, warum er im Pflegeheim keinen Wein trinken darf. Die Altenpfleger reichen ihm stattdessen Traubensaft. Dieser Fall ist Tatjana Arnold, Expertin für Suchtprävention im Suchthilfezentrum Wetzlar, im Gedächtnis geblieben. „Alle Beteiligten, auch die Familie, haben an einem Strang gezogen“, erzählt sie. „Doch leider hat nicht jeder Pflegebedürftige ein so aufmerksames und stabiles Umfeld.“ Zu viele Schmerzmittel oder der kleine Schnaps gegen den Rheumaschmerz – Sucht im Alter ist ein Thema, das durch die alternde Gesellschaft an Relevanz gewinnt. Auch Risikofaktoren wie Einsamkeit oder Trauer über den verstorbenen Ehepartner prägen den Alltag: „Wenn das Berufsleben endet und man sich einsam fühlt, kann das ein Auslöser für eine Suchterkrankung sein“, sagt die Suchtexpertin. Erschwerend komme hinzu: Die Angehörigen sähen ihre Eltern oder Großeltern nur selten, sie könnten schwer einschätzen, wie es diesen tatsächlich gehe. Auch das Pflegepersonal sei häufig nicht ausreichend auf den Umgang mit Suchtproblemen vorbereitet.

Coaching für Pflegekräfte

Die Suchthilfe Wetzlar e. V. ist eine der ersten Institutionen in Deutschland, die sich mit dem Thema Suchtprävention bei Senioren beschäftigt. Unterstützt vom hessischen Landesministerium für Soziales und Integration hat sie ein Konzept zum Coachen von Pflegekräften entwickelt. „Das Ziel ist es, schon Auszubildende zu sensibilisieren, damit sie Suchtgefahren und Abhängigkeiten im Alter erkennen“, erläutert Arnold. Das Konzept mit standardisierten Arbeitshilfen und Seminarangeboten ist inzwischen auch in der Fortbildung von Fachkräften in der Altenhilfe und -pflege verankert, und aus der Zusammenarbeit mit Partnern in Verwaltung und karitativen Einrichtungen ist ein unterstützendes Netzwerk entstanden. Als Ende 2017 die Projektförderung durch das Ministerium auslief, wandte sich die Suchthilfe Wetzlar an die Rittal Foundation. „Mit rund 20.000 Euro haben wir die Arbeit des Suchthilfezentrums in den ersten zwei Jahren unterstützt, weil für uns das Thema Suchtprävention von Jugendlichen schon lange ein Arbeitsschwerpunkt ist. Süchtig können aber eben nicht nur junge Menschen werden, sondern auch alte“, sagt Friedemann Hensgen, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Rittal Foundation.
Die Suchthilfe Wetzlar e. V. hat sich das Ziel gesetzt, die Kenntnisse über Sucht im Alter in der Altenhilfe und den Arztpraxen auszubauen sowie Familie und Freunde der Betroffenen zu sensibilisieren. „Denn nur wer mit offenen Augen das Leben der Senioren betrachtet, kann auch präventiv handeln“, sagt Arnold.

Kontakt

Telefon: +49 (0) 2773 / 924-6582
E-Mail: rittal.foundation@rittal-foundation.com

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Bild: Einsamkeit, Krankheit oder Trauer – es gibt viele Gründe, warum der Alkohol zum Wegbegleiter von Senioren wird.

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