Dieses Bild downloaden

Frühzeitig Parkinson erkennen

Der Morbus Parkinson wird meist viel zu spät erkannt. Noch. Denn mithilfe der Studie REM-PET-3 soll die Krankheit noch vor ihrem Ausbruch diagnostiziert werden. Das Ziel: Medikamente zu entwickeln, die das Auftreten von Parkinson verzögern, den Verlauf abmildern oder sogar stoppen. Die Rittal Foundation unterstützt die Studie 2021 und 2022 mit jeweils 20.000 Euro.

Immer mehr Menschen erkranken an Morbus Parkinson, einer degenerativen Erkrankung des Gehirns – und zwar nicht nur ältere Menschen, sondern auch jüngere ab einem Alter von 30 Jahren. Die Krankheit wird meistens viel zu spät erkannt – oft erst dann, wenn die typischen Symptome (Störung der Bewegungsabläufe oder Zittern in Ruhe) auftreten und bereits 65 % der Nervenzellen im Gehirnareal „Substantia nigra“ (die sogenannte „schwarze Substanz“) abgestorben sind. Durch die zunehmende Überalterung der Menschen rechnet man mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Erkrankung. Die University of Rochester (USA) geht weltweit von einer Verdoppelung der Krankheitsfälle bis 2040 aus.

Weltweit einzigartige Studie

Doch bisher gibt es weder Behandlungen noch Verfahren, mit denen sich frühzeitig erkennen lässt, ob jemand an Parkinson erkranken wird oder nicht. Bis jetzt. Denn die REM-PET-3-Studie soll nicht nur die methodische Voraussetzung schaffen, um die Wirkung von Medikamenten zu überprüfen, welche die Parkinson-Krankheit bereits in der Vorphase stoppen sollen. Die Krankheit könnte sogar schon Jahre bevor sie ausbricht, diagnostiziert werden. „Unsere Studie ist weltweit einzigartig“, sagt der deutsche Studienleiter und Neurologe Prof. Dr. Wolfgang H. Oertel von der Philipps-Universität Marburg. „Sobald die Phase 3 abgeschlossen ist, könnte unsere Methode sofort eingesetzt werden, um die Krankheit schon 10 bis 15 Jahre vor dem ersten Auftreten der motorischen Symptome zu erkennen und krankheitsverzögernde Medikamente zu prüfen.“ Es wäre ein Quantensprung für die Parkinson-Forschung.

Träumen, schreien, schlagen

Und wie funktioniert die Methode genau? Hinweise darauf geben die Abkürzungen REM und PET. REM steht für Verhaltensstörungen während des Schlafs: Die Menschen bewegen sich, schreien oder schlagen um sich, während sie träumen. Wer eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung hat, wird mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 80 % in 10 bis 15 Jahren die typischen Symptome der Parkinson-Krankheit entwickeln. Und PET steht für das Verfahren: die Positronen-Emissions-Tomographie.

Muster im Gehirn

Wenn einem Menschen, der an der REM-Schlaf-Verhaltensstörung leidet, eine winzige Menge radioaktiver Glukose (eine Zuckerart) gespritzt wird, kann mit dem PET-Verfahren anhand des Musters der Glukose-Aufnahme festgestellt werden, ob sich im Gehirn bereits die Parkinson-Krankheit entwickelt hat. Dies hat die Studie bereits in Phase 1 und 2 nachgewiesen. In Phase 2 war der Krankheitsprozess im Gehirn der Probanden nach drei bis vier Jahren sogar vorangeschritten, ohne dass sie es gemerkt hatten oder auffällige Bewegungsstörungen beobachtet werden konnten. Jetzt, in der abschließenden Phase 3, wird die Methode erstmals an einer großen Gruppe von Patienten getestet. Phase 1 ist 2012 gestartet, Phase 3 soll 2024 beendet sein.

Die Krankheit erkennen und stoppen

Wenn die REM-PET-Studie in Phase 3 die Ergebnisse der Phase 2 bestätigt, hat man also eine sichere Methode entwickelt, mit der die Parkinson-Krankheit festgestellt werden kann, bevor sie überhaupt ausbricht. Aber nicht nur das. Mithilfe dieser Methode kann auch die Wirksamkeit von Medikamenten geprüft werden, die das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit verzögern sollen. Denn das PET-Verfahren macht es möglich, Veränderungen im Gehirn und deren Geschwindigkeit zu messen. Somit ist die erfolgreiche Durchführung der Studie eine wichtige Etappe, um ein Medikament gegen Parkinson zu entwickeln, das im günstigsten Fall sogar das Auftreten der Krankheit verhindert. „Inzwischen gibt es nämlich einige Substanzen, bei denen wir davon ausgehen, dass sie in der Lage sind, den Verlauf der Krankheit zu verzögern, wenn nicht sogar zu stoppen“, erzählt der renommierte Neurologe Prof. Oertel.

Weltweite Partner

Die Studie wird vom deutschen ParkinsonFonds finanziert und mit Partnern in den Niederlanden, in Südkorea sowie in Italien umgesetzt, weil die Methode nicht nur an ein oder zwei hoch spezialisierten Instituten, sondern weltweit an Parkinson-Behandlungsstandorten einsetzbar sein muss. In Deutschland gehören unter anderem Marburg, Aachen, Hannover, München und Rostock dazu. „Es war bis dahin ein sehr zäher Weg, auf dem wir viele rechtliche Hürden überwinden und vor allem Personen finden mussten, die REM-Schlaf-Verhaltensstörungen aufwiesen und bereit waren, sich über mindestens eine Dauer von zehn Jahren untersuchen zu lassen“, sagt Prof. Oertel. Für die Studie in Phase 3 werden 120 bis 150 Personen benötigt, in Deutschland konnten 80 Patienten für die Teilnahme an der Studie gewonnen werden. Die restlichen Patienten kamen aus den Ländern der internationalen Kooperationspartner.

Probleme frühzeitig angehen

Spätestens in zwei Jahren soll bewiesen sein, dass man mit dem Glukose-PET-Verfahren die Zunahme und Geschwindigkeit der Krankheit im Gehirn feststellen kann. Darüber würde sich auch Rainer Reissner, Geschäftsführer der Rittal Foundation, sehr freuen. Die Stiftung engagiert sich für die Forschungsstudie. Denn „sie passt zu ähnlichen Förderprojekten wie ,Tour der Hoffnung‘, ,Menschen für Kinder‘ (siehe S. 45) und ,Rheuma-Kids‘, bei denen wir ebenfalls Prävention und frühe Hilfen durch Forschung und neue Therapien unterstützen.“

Kontakt

Telefon: +49 (0) 2773 / 924-6582
E-Mail: rittal.foundation@rittal-foundation.com

Downloads:

Bild (JPG, 0,39 MB)

Bildquelle

Bild: Der Neurologe Prof. Wolfgang Oertel ist hauptverantwortlicher Wissenschaftler der REM-PET-3-Studie.

Abdruck honorarfrei.
Bitte geben Sie als Quelle die Rittal Foundation an. Wir freuen uns über einen Beleg.